Deutungen

Alle Deutungen und Ergebnisse des Projekts Aargauer Namenbuch sind auf der schweizerischen Plattform ortsnamen.ch ersichtlich.

Täger/Teger/Däger

Das Adjektiv Schweizerdeutsch däger, täger wurde lange als ‚gross, umfangreich‘ gedeutet. Jüngere Forschungsansätze gehen aus von althochdeutsch *tëgar aus germanisch *digra– im Sinne von ‚kompakt, dicht‘. In der toponymischen Verwendung bezieht sich das über ein Dutzend Mal belegte Bestimmungswort Däger, Täger demzufolge auf die Bodenbeschaffenheit und bezeichnet lehmiger, feuchter Boden von dichter Konsistenz. Dazu ist auch das im Ober- und Schweizerdeutschen belegte Dägel, das Lehmerde bezeichnet, zu stellen. Ansonsten findet sich das Element Däger, Täger in alemannischen und bairischen Ortsnamen; im Aargau beispielshaft in Tegerfelden und Tägerig.

 

Tägerli (Sarmenstorf), Tägertli (Schupfart), Tegerbach (Rümikon), Tägerhau (Kaisten), Dägerfeld (Hellikon), Tägerhard (Wettingen).

 

Lo(o)re, Lör

Schweizerdeutsche Löre, Lore im Sinne von ‚Haufen zusammengelesener Steine, mit Steinen erfülltes oder verschüttetes Gelände, steiniges Land‘ dürfte zurückgehen auf vorromanisches *lawara, *lawira ‚Steinplatte, Steinhaufen‘. Als Appellativ ist das Wort für die Wende des 19./20. Jh. noch bezeugt. Als Element von über 30 Flurnamen charakterisiert Loore steinige Böden. Hingegen bezeichnen sie nicht meist Waldungen, wie im Idotikon festgehalten wird.

Im Aargau findet sich vorwiegend die Schreibung Loore (Fislisbach, Niederrohrdorf, Remetschwil, Untersiggenthal, Fischbach-Göslikon, Hägglingen, Thalheim, Villingen, Windisch, Dürrenäsch, Egliswil, Schafisheim, Seon, Fislisbach), Hinteri Loore (Niederrohrdorf), Löör (Schinznach, Hellikon).

 

Walke

Schweizerdeutsches Walki, Walchi im Sinne von ‚Ort, wo gewalkt wird, Walkmühle‘, neuhochdeutsch Walke, geht zurück auf mittelhochdeutsch walc, walke ‚Walk-, Stampfmühle‘ und ist eine Abstraktbildung zum Verb mittelhochdeutsch walken ’schlagen, kneten, ineinander verfilzen‘, schweizerdeutsch walche(n) ‚walken, schlagen, prügeln‘, neuhochdeutsch walken ‚hin und her bewegen‘, im Speziellen ‚Wollenstoff schlagen und wälzen, um die Verfilzung des Gewebes zu erreichen‘.

Als Flurname bezeichnet Walki, Walke mit Wasserkraft betriebene Stampfanlagen zur Verarbeitung von Geweben und deren Umgelände. Walki gehört wie Namen mit dem Element Blue/Bleu, Ribi oder Stampfi in die Gruppe mehrerer auf einstiges, heute nicht mehr existierendes Handwerk, deren Existenz aber dank Flurnamen in die Gegenwart transportiert werden. Im Aargau ist der Name nur ein einziges Mal als Walchmatt in Densbüren bzw. grenzübergreifend in Herznach belegt. Da die Flur an einem Gewässer, in der Nähe einer Säge aus dem 18. Jh. und unterhalb der Burgruine Urgiz liegt, wird angenommen, dass sich das Element Walch auf eine einstige Walke bezieht. Nicht ganz ausgeschlossen werden kann aber trotzdem ein Bezug zum Adjektiv oder Substantiv Walch, auch belegt in den Formen Wal, Wall sowie verdumpft Wol, Woll, ist die altertümlichere Nebenform zu wälsch ‚romanisch‘, abgeleitet von einer ursprünglichen Volksbezeichnung mittelhochdeutsch Walch, Walhe im Sinne von ‚Welscher, Romane, Italiener oder Franzose‘, althochdeutsch Walah ‚Romane‘. Zugrunde liegt germanisches *Walaha– in der Bedeutung von ‚Kelte, Welscher, Fremder‘. Walchmatt wäre demnach als „Mattland im Besitz eines Fremden, Romanen“ zu deuten.